Erfahrungsbericht
Mein gelbes Notizbuch - Pferde waren für mich immer ein Sinnbild für Stärke, Freiheit und Eleganz – Eigenschaften, die ich zutiefst bewundere und die mich zugleich etwas einschüchtern.
Mit diesem Gefühl betrat ich die Reitarena, bereit, Caramelo zu begegnen. Es war mir wichtig, einen guten Eindruck zu hinterlassen, genauso wie ich es oft bei Menschen empfinde. Als er auf mich zukam, fühlte ich plötzlich diesen vertrauten Drang: "Was muss ich tun, damit er mich mag? Was könnte ihn stören?"
Ich hielt mein gelbes Notizbuch in der Hand, bereit, meine Gedanken aufzuschreiben. Doch mein innerer Automatismus schaltete sich ein: "Das stört doch bestimmt." Also lief ich direkt los, um es abzulegen, ohne nachzudenken und mich auf den Moment einzulassen.
Martina hielt mich sanft an und stellte mir eine einfache, aber tiefgehende Frage: „Warum legst du das Notizbuch weg? Was passiert gerade in dir?“
Die Reflexion traf mich direkt ins Herz. Ich erkannte, wie schnell ich mich von mir selbst entfernt hatte – wieder einmal in diesem vorauseilenden Gehorsam, um vermeintliche Bedürfnisse eines anderen zu erfüllen.
Und das Absurde? Ich hatte das Notizbuch ausgerechnet auf den „Hufschlag“ gelegt, wo es Caramelo tatsächlich in seinem Weg hätte stören können, wenn er losgelaufen wäre.
Als ich das Notizbuch nach unserer Reflektion vom Hufschlag holte und in die Hand nahm, geschah etwas Wundervolles: Es war plötzlich kein störender Gegenstand mehr, sondern ein Brückenbauer. Caramelo war fasziniert von diesem leuchtend gelben Buch. Es half uns, in einen echten Kontakt zu kommen – nicht durch Anpassung, sondern durch Authentizität.
Seit diesem Moment trage ich diese Lektion in mir: Nicht sofort handeln, nicht sofort versuchen, anderen zu gefallen, nicht sofort unsicher sein. Stattdessen innehalten und mich fragen: „Was möchte ich eigentlich? Was passiert gerade wirklich?“
Mein gelbes Notizbuch steht jetzt für mich als Symbol für diesen Mechanismus, der mich oft von mir selbst entfernt. Doch statt es wegzulegen, lade ich es ein, präsent zu bleiben: „Hallo, mein gelbes Notizbuch! Was magst du mir heute zeigen?“
Danke, Martina, danke, Caramelo – und danke, gelbes Notizbuch, für diese kraftvolle Erkenntnis.